5. Mai 2020, Blick
Als die Schweiz aufatmen konnte
Am 8. Mai 1945 feierte ganz Europa die Kapitulation der Deutschen. In der Schweiz festete die Bevölkerung bis in die Nacht hinein. Dem Bundesrat gefiel das nicht.
Seit Tagen munkelte man schon darüber, am 8. Mai war es offiziell: das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Tags zuvor hatte Nazi-Deutschland im französischen Reims kapituliert, nun erwachte ein ganzer Kontinent aus einem Albtraum – mit über 50 Millionen Opfern, davon sechs Millionen Juden.
Ein Aufatmen ging auch durch die Schweiz. Kirchenglocken läuteten, Läden blieben «wegen Friedens geschlossen», der Unterricht fiel aus – überhaupt mochte kaum jemand an Arbeit denken. In den Städten wälzten sich Menschenmassen durch die Strassen, ein Meer von Alliierten-Fähnchen tat sich auf. Die Heilsarmee spielte die Nationalhymne, Zeitungsjungen verkauften massenhaft «Extrablätter», Jünglinge betranken sich bis tief in die Nacht.
In Zürich trafen sich auf dem Helvetiaplatz Hunderte zu einer Kundgebung gegen Nazi-Sympathisanten. In Genf sang eine Gruppe vor dem französischen Konsulat die Marseillaise. Und die Nichte von Charles de Gaule, Geneviève de Gaulle, die kurz zuvor dorthin geflüchtet war, rief aus dem Fenster: «Vive la France!»
Als die Schweiz aufatmen konnte
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