Universität Bern • HS 2021
Nach der Wende. Die schweizerische Aussenpolitik 1990
HW-Übung (2-stündig)
Nach den epochalen Umwälzungen des Jahrs 1989 stand auch 1990 ganz im Zeichen der europäischen Wende. Der demokratische Wandel in Mittel- und Osteuropa, der Wegfall des Ost-West-Antagonismus und die Wiedervereinigung Deutschlands beflügelten die europäische Idee. Mittendrin fand sich die Schweiz – herausgefordert von Fragen nach ihrer Neutralität, ihrer Rolle in der internationalen Gemeinschaft und ihrem Standpunkt bezüglich der europäischen Integration. Weitere zentrale Themen bildeten 1990 die Verhandlungen über den Europäischen Wirtschaftsraum, die Golfkrise, die Uruguay-Runde des GATT, der Beitritt zu den Institutionen von Bretton Woods und das Verhältnis zu internationalen Organisationen, die Entwicklungszusammenarbeit und die Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika, Afrika und Asien sowie Reflexionen zu einem im Wandel begriffenen Selbstbild der Schweiz.
Am 1. Januar 2021, unmittelbar nach Ablauf der amtlichen Schutzfrist von 30 Jahren, veröffentlichte die Forschungsstelle Dodis auf ihrer Datenbank eine Auswahl der relevantesten Akten zur Geschichte der internationalen Beziehungen der Schweiz im Jahr 1990. Diese Selektion von Dokumenten setzt stabile Eckpfeiler zu den wichtigsten Ereignissen und Entwicklungen der damaligen schweizerischen Aussenpolitik, sie soll aber auch weitere Forschungsarbeiten in den seit Beginn des Jahres neu zugänglichen hunderten Laufmetern Archivakten zu dieser spannenden Epoche anregen.
Die Lehrveranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende, die beabsichtigen, eigene Forschungen im Schweizerischen Bundesarchiv (Bern) durchzuführen. Sie eignet sich daher auch besonders für Studierende, die planen, eine Qualifikationsarbeit in Angriff zu nehmen. Nebst einer vertieften Einführung in die Strategien zur Erforschung von Archivbeständen werden die Edition der Diplomatischen Dokumente der Schweiz und die Forschungsdatenbank Dodis (www.dodis.ch) eingehend erläutert und angewendet. Die Lehrveranstaltung ist eng gekoppelt an die Forschungen der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz. Die Forschungsarbeiten für die Veranstaltung werden unter Anleitung durchgeführt, dennoch erfordert die Teilnahme am Kurs ein hohes Mass an Selbstständigkeit und Leistungsbereitschaft. Zudem werden eine Blockveranstaltung in Bern sowie selbstständige Archivaufenthalte geplant. Aufgrund der besonderen Archivsituation muss die Zahl der Teilnehmenden auf acht begrenzt werden.