Universität Bern • FS2018
Das lange Ende des Zweiten Weltkriegs und die Neuorientierung der schweizerischen Aussenpolitik (1943–1949)
Quellenkurs (2-Stündig)
Die Kriegswende brachte für die Schweiz eine erzwungene Neuorientierung ihrer Aussenpolitik. Der Neutrale, der im Banne des Deutschen Reiches stand, musste nun den Anschluss an die Alliierten suchen. Die Beziehungen zu den Siegern waren auf einem Tiefpunkt, mit der Sowjetunion fehlten sie gar formell. Der faktische Untergang aller Nachbarstaaten sprengte die traditionellen engen aussenpolitischen Bande, das Land stand politisch isoliert da.
Das Rechtfertigungsnarrativ des Bundesrats basierte auf einer Überhöhung der Neutralität, welche namhafte Schweizer Juristen durch völkerrechtliche Paradigmen der Vorkriegszeit legitimierten, die aber durch Atlantik-Charta (1941) und die Deklaration vereinter Nationen (1942) in der Nachkriegswelt obsolet geworden waren. Durch die Verhandlungen mit der Mission Currie-Foot (1945), der Anerkennung der Sowjetunion (1946) und dem Washingtoner Abkommen (1946) gelang zwar eine Normalisierung der Beziehungen mit den Supermächten, nicht aber eine Integration in die neue Weltordnung im Rahmen der UNO. Entsprechend zaghaft gestaltete sich auch die Normalisierung im Innern: Erst die 1949 eingereichte Volksinitiative «Rückkehr zur direkten Demokratie» zwang den Bundesrat, das Ende des Vollmachtenregimes einzuläuten.
Die Lehrveranstaltung richtet sich an Studierende, die sich für die Geschichte der Aussenbeziehungen der Schweiz interessieren und in diesem Bereich quellenbasiert arbeiten möchten. Der Kurs beinhaltet eine gezielte Einführung in die Funktionen und Dokumente der Datenbank Dodis und u.a. die Editionen «Diplomatische Dokumente der Schweiz» und «Foreign Relations of the United States». Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie mit Hilfe der Datenbank Dodis selbstständig zu einem bestimmten Thema Quellen suchen, analysieren und quellenkritisch diskutieren können.