Es ist eine Organisation, die 3.53 Millionen Mitglieder in der Schweiz und mehr als 1.59 Milliarden Mitglieder in der ganzen Welt zählt; seit ihren Anfängen ist sie stark ikonographisch ausgerichtet und sie folgt ihren eigenen Regeln und Geboten. Wer austritt, der riskiert von seinen «Freunden» eine der unheilvollsten Sanktionen, jene der Verbannung und des sozialen Todes, die den Abtrünnigen von der Gemeinschaft sämtlicher Mitglieder ausschliesst und mit der ihm alle Rechte und Vorteile, die aus einer Mitgliedschaft erwachsen, entzogen werden. Nein, es geht hier nicht um die Katholische Kirche, die weltweit ungefähr 30 Millionen Mitglieder weniger zählt, sondern um Facebook, dem sozialen Netzwerk, das es dir – laut seinem Slogan – ermöglicht, «mit Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen». Dieses virtuelle «Buch der Gesichter» generiert heute ein Geschäftsvolumen von fast 8 Milliarden Dollar, zählt 5’800 Angestellte und ist gemäss den Webstatistiken nach dem omnipräsenten Google die am zweithäufigsten besuchte Seite der Welt. Die Investoren sind seit einiger Zeit von einem immer stärkeren Wachstum überzeugt, was die Aktien an der Börse ansteigen und den Börsenwert auf deutlich über 150 Milliarden Franken anschwellen liess.
Es scheint fast, als hätte uns Facebook bereits ein ganzes Leben lang begleitet und die jüngeren Generationen können sich kaum vorzustellen, wie man die Beziehungen zu den eigenen «Freunden» vorher unterhielt. Aber Facebook ist ja noch ein Kind: Erst vor 15 Jahren erblickte es das Licht der Welt, genau am 4. Februar 2004.
Sicher unbestritten ist, dass das soziale Netzwerk in diesen 15 Jahren die Art und Weise, wie mit den Bekannten kommuniziert werden kann, grundlegend veränderte. Facebook ist es besser als allen anderen gelungen, die Möglichkeiten, digitale Inhalte zu teilen, zu erkennen und zu kanalisieren. Der Weg zu einer Fotografie läuft heute nicht mehr über ein physisches fotosensibles Medium, das Bild entsteht bereits digital, wodurch es mühelos mit den virtuellen Freunden geteilt werden kann. Fast in Echtzeit können wir heute mit einem einfachen Mobiltelefon an Ereignissen der ganzen Welt teilhaben und die Informationen demokratisieren, die immer schwieriger zu kontrollieren und zu zensurieren sind. Die andere Seite der Medaille zeigt sich zum Beispiel am Neologismus Cybermobbing, der für ein alarmierendes Phänomen steht, das Pro Juventute dazu bewogen hat, eine Sensibilisierungskampagne zu lancieren. So ist es wahr, dass der Mensch jedes neue Instrument und jede neue Technologie im guten wie im schlechten Sinne benutzt.
Oh, und fast hätte ich es vergessen: Die Mitglieder des sozialen Netzwerks, die diesen Beitrag von «Oggi la storia» noch einmal hören möchten, finden den Link zur Sendung auf meiner Facebook-Seite.
[Datum der Erstausstrahlung: Radiotelevisione Svizzera RSI, Rete Due, 4. Februar 2014, 07:05 Uhr]