Universität Bern • HS 2022
Neutralität. Zur Verschleierung der schweizerischen Aussenpolitik 1899–2002
HW-Übung (2-stündig)
Mit Zustimmungsraten von 96% hat im schweizerischen Alltag wohl kein Begriff des politischen Diskurses in den letzten vier Jahren mehr Konsens als die «Neutralität» erzielt. Eine solche Geschlossenheit ist wohl nur möglich, wenn die Begriffsdefinition diffus, dehnbar und flexibel bleibt. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist in der Schweiz eine virulente Debatte über die «Neutralität» ausgebrochen. Das Parlament hat den Bundesrat gar beauftragt, einen neuen «Neutralitätsbericht» zu verfassen, welcher über die Ausrichtung der schweizerischen Aussenpolitik nach dem letzten Bericht von 1993 Orientierung bieten soll. Mit einer vertieften Analyse der longue durée des schweizerischen Neutralitätsdiskurses im 20. Jahrhundert soll die Veranstaltung die Konstruktion der schweizerischen Neutralität beleuchten und auf Brüche und Konstanten der schweizerischen Aussenpolitik hinweisen.
Die Lehrveranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende, die beabsichtigen, im Anschluss eigene Forschungen im Schweizerischen Bundesarchiv (Bern) durchzuführen. Sie eignet sich daher insbesondere für Studierende, die planen, eine Qualifikationsarbeit in Angriff zu nehmen. Nebst einer vertieften Einführung in die Strategien zur Erforschung von grossen Archivbeständen werden die Edition der Diplomatischen Dokumente der Schweiz (DDS) und die Forschungsdatenbank Dodis eingehend erläutert und angewendet. Die Lehrveranstaltung ist eng gekoppelt an die Forschungen der Forschungsstelle Dodis. Die Forschungsarbeiten für die Veranstaltung werden begleitet, dennoch erfordert die Teilnahme am Kurs ein hohes Mass an Selbstständigkeit und überdurchschnittlicher Leistungsbereitschaft. Die Teilnahme an einer ganztägige Blockveranstaltung am 12. Oktober 2022 im Bundesarchiv wird zwingend vorausgesetzt. Zudem sind für den erfolgreichen Abschluss der Veranstaltung weitere selbstständige Archivaufenthalte zwingend. Aufgrund der besonderen Archivsituation ist die Zahl der Teilnehmenden auf zehn begrenzt.