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Oggi la storia4.3.2018

Die Geisseln des Bacchus und die Muttergöttin

Es ist Anfang März und auf der Alpensüdseite erwachen die Pflanzen aus der Winterruhe. Bei den Weinreben ist es wichtig, dass der Winterschnitt vor dem Beginn der neuen Vegetationsperiode vorgenommen wird. In diesem Sinne warnt ein Sprichwort aus der Volkstradition: Wer bis im März seine Rebstöcke nicht geschnitten hat, wird ohne Ernte ausgehen. Noch viel schlimmer als ein unterlassener Schnitt ist die Plage des Mehltaus: Der Echte Mehltau, eine durch den gleichnamigen Pilz verursachte Krankheit der Pflanze, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa verbreitet hat und in nur kurzer Zeit die europäischen Reben zu vernichten drohte, sowie der Falsche Mehltau, ein Mikroorganismus, der für die grosse Hungersnot in Irland zwischen 1845 und 1849 mitverantwortlich war und der nicht nur die Kartoffeln sondern auch die Reben infizierte. Die Rebstöcke Norditaliens und ganz Europas waren ab 1879, nach ihrem dramatischen Auftreten bei Como, wegen einer anderen schreckliche Geissel des Aussterbens bedroht: der Reblaus. Das aus den nordamerikanischen Rocky Mountains stammende winzige Insekt ist ein Phytophage, der bei den europäischen Reben eigenartigerweise die Wurzeln angreift, während es bei den amerikanischen die oberirdischen Rebteile befällt. Um den unbarmherzigen Parasiten zu besiegen, behalf man sich des ausgeklügelten und erfolgreichen Strategems, die autochthonen Pflanzen auf Stämmen von Reben einzupfropfen, die wie die Reblaus aus Nordamerika stammten und deren Wurzeln gegen die Zerstörung resistent waren.
Auch im Veltlin wurden die Weinbauern Anfang des 20. Jahrhunderts im Laufe einer Generation zu einem kompletten Neuanbau ihrer Reben gezwungen. Im Unterschied zu den alten lokalen Sorten wurden diese neuen Rebstöcke auf resistenten amerikanischen Unterlagen tiefer eingepflanzt. So geschah es, dass auf den unwegsamen aber sonnigen Hügeln auf der rätischen Seite des Veltlins, Tausende von Löchern gegraben wurden, die eine Unmenge von Felsblöcken und Steinen zutage förderten. Darunter befanden sich auch Platten, die dank ihrer Beschaffenheit für die Treppen oder Trockenmauern der charakteristischen Veltliner Terrassen verwendet werden konnten. Im Februar 1940 entdeckten Pächter bei Arbeiten im Weinberg in Caven bei Teglio Stelen mit Einritzungen. Bekanntlich liegt das Veltlin nicht weit vom Val Camonica entfernt, das mit seinen mehr als 200’000 Felszeichnungen eine der weltweit grössten Stätten der Felsbildkunst bildet. Es dürfte also nicht erstaunen, dass sich unter den vielen Steinen, die im Veltlin wegen der Reblaus ausgegraben wurden, ein paar von ausserordentlichem archäologischem Wert befanden, so zum Beispiel die drei Stelen von Caven bei Teglio mit dem herausragenden prähistorischen Meisterwerk der harmonischen anthropomorphen Stele der sogenannten «Muttergöttin». Es scheint also fast, als hätten die Geisseln des Bacchus im Veltlin die archäologischen Studien gefördert.

[Datum der Erstausstrahlung: Radiotelevisione Svizzera RSI, Rete Due, 4. März 2014, 07:05 Uhr]

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